Dissertation, im Prozess
Bauhaus-Universität Weimar
Fakultät Architektur und Urbanistik
Textile Bekleidung zwischen Körper und öffentlichem Raum
Mentorin
Darstellungsmethodik im Entwerfen
Prof. Dr. Mona Mahall

              

Textil ist als Material, Technik und Objekt im Architekturdiskurs bereits vielfältig beforscht. Es finden sich sowohl theoretische wie technisch-konstruktive und funktionale Annäherungen. In der geplanten Arbeit soll der Akt der Bekleidung eines architektonischen oder menschlichen Körpers an der Schnittstelle zum öffentlichen Raum, genauer und in einem politisch-performativen Sinn, untersucht werden.

Ich beabsichtige in vier zeitgenössischen, global verorteten Fallstudien dem demokratischen Potenzial der textilen Arbeiten im Ausdruck und der Aufführung von Zuschreibungen und Zugehörigkeiten der bekleideten Körper nachzugehen. Mit Nähe zu aktuellen sozio-politischen Themen betrachte ich Fallstudien seit 1990, die eine politische Intention aufweisen, indem sie für eine gerechte und offene Gesellschaft eintreten, marginalisierte Identitäten thematisieren und Machtstrukturen ansprechen.

Der Begriff der Bekleidung dient mir zur methodischen Auswahl der Fallstudien, insofern er Gottfried Sempers Unterscheidung folgt und zugleich befragt: zwischen der raumformenden Wand im Sinne eines Gewands und der tragenden Struktur. Meine Fallstudien interagieren daher alle mit bestehenden Körpern, die sie temporär verkleiden. Der Architekt des 19. Jahrhunderts ernennt das Textil zum raum- und formgebenden Kern seiner Architektur- und Kunsttheorie. Im Rahmen seines Bekleidungsprinzips schreibt er dem Textil zu, das ursprüngliche menschliche Grundbedürfnis nach Ausdruck zu realisieren (Karnevalskerzendunst). Dieser performative Moment des Textils, die ephemere Bekleidung, welcher die Sichtbarkeit und die Teilhabe an einer Öffentlichkeit erlauben kann, steht im Zentrum meiner Arbeit.

Ziel ist es den architekturtheoretischen Diskurs zu Relationen zwischen (architektonischem) Körper, Bekleidung (Hülle) und Ausdruck, um intersektionale und transkulturelle Perspektiven zu erweitern und die textile Bekleidung bezüglich ihrer Wirksamkeit für demokratische Ermächtigung an Schnittstellen zum öffentlichen Raum zu untersuchen.
2025